deutscher landschaftsarchitekturpreis 2021

Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis German Landscape Architecture Award

Westpark, Augsburg

Gesa Loschwitz Himmel

„Ich bin eigentlich immer hier“, sagt der Junge auf dem Trickroller, der sein Kön nen breitwillig an die anderen Kinder auf den Table Mount

ßen sich durch die variable Wegeführung die alten Bäume auf dem Gelände erhalten. Das kommt der Anlage heute sehr zugute, denn die großen, erhabenen Bäume geben dem Park etwas Selbst verständliches: ein Zustand, in den neue Anlagen normalerweise erst hineinwachsen müssen. Zum anderen ermöglichte der Entwurf, die Planung an sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen. Das war insofern wichtig, als dass der Park der neuen Bebauung, die heute das Grün umschließt, immer einen Schritt voraus war. Der Wegeverlauf verleiht den zwischen den geschwungenen Bändern entstehenden Berei chen eine starke und ruhige Fassung und damit die Möglichkeit, diese unterschiedlich zu füllen: Bäume, topogra fi sche Verwerfungen und Prä riestauden sind wiederkehrende Motive, die sich in unterschiedlichen Ausprägungen durch den Park ziehen. Die Felder ließen die Landschaftsar chitekten teilweise lange inhaltlich offen, konkre tisierten sie, wenn der Parkabschnitt auch tat sächlich gebaut wurde – was oft Jahre nach dem Entwurf der Fall war. Das betrifft vor allem die Spielplätze. Hier wurden in der Entwurfsphase nur die Funktionen wie Kleinkinderspiel oder Jugend spiel festgelegt, der konkrete Entwurf wurde dann erst im Zuge der Ausführungsplanung entwickelt. Dass die Landschaftsarchitekten die Entwurfs phase tatsächlich mit Nutzungsbezeichnungen für einzelne Felder abschließen durften, die erst später im Planungsprozess mit Leben gefüllt wur den, weiß Irene Lohaus sehr zu schätzen: „Die Stadtentwicklungsgesellschaft AGS als Bauherr Starker Rahmen

ains weitergibt, „nur in den Ferien bin ich vielleicht mal kurz weg.” Auch an diesem heißen Sommertag im Juli, an dem die Luft über den glatten Beton fl irrt, ist der Westpark gut besucht. Der Park ist eine Erfolgsgeschichte für Augs burg. Nachdem die amerikanischen Streitkräfte abgezogen waren, nutzte die bayerische Stadt die Chance, die über Jahrzehnte abgeschnit tenen Kasernen fl ächen „Reese“, „Sullivan“ und „Sheridan“ wieder zu integrieren. An die städte baulichen Wettbewerbe, die den Rahmen festleg ten, schloss sich 2005 ein zweiphasiger, eurpo paweit offener freiraumplanerischer Wettbewerb für den aus verschiedenen Parkteilen zusammen gesetzten Westpark an, den die Landschaftsar chitekten Lohaus Carl Köhlmos gewannen. Sie sahen ein robustes Grundgerüst vor: einen grünen Rahmen zu den Wohn- und Gewerbegebieten hin und ein zentrales Wegeband-Bündel, das durch die Rasen- und Wiesen fl ächen des gesamten Parks schwingt. Diese starke gestalterische Figur ermöglicht es, den insgesamt etwa vier Kilome ter langen Nord-Süd-Grünzug als gestalterische Einheit wahrzunehmen – trotz Unterbrechungen durch Straßen und durch den Westfriedhof. Wenn die Belegungsrechte auslaufen, soll die Fuß-Rad wegeverbindung auch durch den Friedhof führen. Nach Süden bindet außerdem eine Grünbrücke über die Zäsur der B17 den Park an die Wertach auen an. Der Entwurfsgedanke ermöglichte maximale Flexibilität auf mehreren Ebenen. Zum einen lie

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