deutscher landschaftsarchitekturpreis 2021

V o r w o r t Introduction

Vorwort

Stephan Lenzen

Auch der 15. Deutsche Land schaftsarchitektur-Preis des bdla zeigt wieder, dass sich die Landschaftsarchitektur dadurch auszeichnet, kom

seine Besteigung des Mont Ventoux am 26. April 1336 geht – ein Datum, das für die ästhetische Betrachtung der Natur von großer Bedeutung war – kann stellvertretend für diese Kraft stehen. Eine Stärke, die die Landschaftsarchitektur auch künftig benötigt. Denn die entscheidende Zukunftsfrage angesichts des Klimawandels und des enormen Ressourcenverbrauchs der Menschheit ist: Wie wollen wir leben? Was wollen wir hinterlassen? Diese Zukunft gestalten wir jetzt. Der den Menschen seit Jahrhunderten beglei tende Wunsch nach Wachstum ist obsolet, da wir jährlich mehr verbrauchen, als die Natur uns geben kann. Es muss künftig um Minimalismus und Reduktion gehen. Das ist keine modische Attitüde, sondern eine Notwendigkeit des Über lebens. Aber auch diese reduzierte Transformation der Umwelt braucht unsere Kreativität, unsere Fantasie, unseren Entwurf. Es geht darum, per spektivisch zu denken – etwas, dass uns aus der P fl anzenverwendung bestens vertraut ist. Die heu tigen Visionen und Konzepte für Städte, urbane und ländliche Freiräume, grün-blaue Infrastruktur, Mobilitäts-Infrastruktur, Wohn- und Arbeitswelten, für Parks, Gärten und Plätze entscheiden mit darü ber, ob die Menschen es schaffen werden, stärker im Einklang mit der Umwelt zu leben. Landschaftsarchitekten können zusammen mit Architekten und Stadtplanern Impulsgeber für ein neues Denken sein. In den vergangenen Jah ren hat bereits ein Umdenken eingesetzt, aber ein Paradigmenwechsel, der aufgrund der Klimakrise notwendig wäre, wurde bis jetzt nicht fokussiert Der Garten der Erde

plexe Aufgaben zu bewältigen. Landschaftsarchi tekten gestalten Freiräume unter den Aspekten der Klimaanpassung und Biodiversität und schaf fen so hervorragende und werthaltige Orte. Der Deutsche Landschaftsarchitektur-Preis hat sich über die Jahrzehnte zu unserem wichtigsten Medium der Wahrnehmung des Berufsstandes in der Öffentlichkeit entwickelt. Unser Ziel muss es nach wie vor sein, das Gewicht der Landschafts architektur innerhalb der Entwurfsprofessionen und in der Gesellschaft weiter zu steigern. Und auch für die Landschaftsarchitektur selbst gibt es immer wieder neue Herausforderungen: Es gilt, trotz der zunehmenden Komplexität der ökologi schen und technischen Aufgaben, die ästhetischen Ansprüche zu bewahren. Denn letztlich liegt die Stärke und das Alleinstellungsmerkmal unserer Profession darin, in hervorragender Weise, Öko logie und Technik mit Kreativität und Ästhetik zu verbinden.

Gestalterische Kraft

Diese kreative Kraft im Entwurf zeichnet alle ausgezeichneten Arbeiten und Projekte aus und verdeutlicht den starken individuellen Willen nach einer ästhetischen Lösung jeder dieser Aufga benstellungen. „Dorthin gelangen wollen zwar alle, aber, wie Ovid sagt: Wollen reicht nicht aus, Verlangen erst führt dich zum Ziele.“ Dieses Zitat von Francesco Petrarca, in dem es eigentlich um

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