deutscher landschaftsarchitekturpreis 2021

Diese „Table Mountains“ sind ein Treffpunkt für alle. Die Abmessungen, Radien und Rundun gen der vulkanartigen Hügel sind mit Pro fi s abge stimmt. Lohaus Carl Köhlmos arbeiteten hier mit dem auf Skateanlagen spezialisierten Kölner Land schaftsarchitekten Ralf Maier zusammen. Gebaut wurde das Ganze dann von einer Firma, deren Inhaber selbst Skater sind und die alles genau ausgeformt und von Hand geglättet haben. Das Erfolgsrezept des Katzengoldspiel platzes und der Skatelandschaft ist das des gesamten Parks: jeder Bereich für sich ist eine eigene Erlebniswelt, detailreich gestaltet und herausfordernd für die Nutzer – und vor allem kein Standard. Es gibt alles, was das Herz begehrt: von Kletterfelsen über zwischen Hecken versteckten Trampolins bis hin zu von Weiden umwucherten Klettergebilden und sogar eine Muckibude im Freien, eine Calisthenics-Anlage. Und immer wieder locken Topogra fi en wie Rasen- oder Asphalthügel Groß und Klein weg vom Weg. „Komm, trau dich!“ ruft ein junger Mann mit Fahrrad seiner Freundin zu, nimmt Schwung und fährt über die dunklen Asphalthügel neben dem Hauptweg. Die Frau auf dem Klapprad zögert nur kurz und saust hinterher. Der Faszination der angebotenen Spiellandschaften kann sich kaum jemand entziehen. Ebenso nicht der großen, locker von Bäumen überstandenen Gräserlandschaft, für die die ame rikanischen Steppen Vorbild waren. Nur etwa die Hälfte des Parks wird als Sportwiesen regelmäßig gemäht, große Bereiche wachsen frei und vermit teln das Bild weiter, amerikanischer Landschaften. Diese Steppenwiesen werden nach einem ausge klügelten Mahdsystem gep fl egt, um eine hohe Vielfalt an Kräutern zu erreichen. So entstanden

riesige, naturnahe Flächen – wahre Paradiese für Insekten. Wie selbstverständlich fügen sich auch die Stauden und Gräser der Wegebänder in die bayerische Prärie. Mit mehreren tausend Qua dratmetern mähbarer Stauden besitzt der Park ein Alleinstellungsmerkmal. Sie vervollständigen zusammen mit dem beeindruckenden Bestand von Bäumen, den die Landschaftsarchitekten durch Arten, die sich im Herbst leuchtend rot, orange und gelb färben, ergänzten, das Bild amerikani scher Landschaften. Das neue Wohnquartier auf den Flächen der ehemaligen Kasernen tat sich anfangs schwer auf dem Wohnungsmarkt, der damals in Augs burg längst nicht so umkämpft war wie heute. Die Stadt und das Büro entschieden daher, zuerst einmal ein Stück des Sheridanparks zu bauen, um eine Adresse für das neue Gebiet zu schaffen. So entstanden Parkbausteine, noch bevor der erste Bauabschnitt des Hochbaus in Angriff genommen wurde. „Dazu gehörte eine gehörige Portion Mut der Stadt, diesen Weg zu gehen“, erinnert sich Irene Lohaus, „aber es bestand von Anfang an eine große Offenheit für Experimente.“ Den Park vorher zu bauen, bedeutete auch, die ersten Bürgerbeteiligungen in der Entwurfsphase ohne die künftigen Anwohner zu absolvieren, sondern stattdessen mit den Bewohnern der angrenzen den Stadtteile. Doch auch das erwies sich als positiv, denn die umfangreichen Neubauvorhaben stießen in den angrenzenden Quartieren mitunter auf Misstrauen. Der Park fungierte hier als ver söhnendes Bindeglied. Gebaut wird auch noch über 15 Jahre nach dem Wettbewerb: Derzeit entsteht am Kopfende des Reeseparks an der Ulmer Straße ein Wohn- und Geschäftshaus, entworfen von Titus Bernhard

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